19.09.2017
Am 9.9.2017 wäre Dr. Ruth Pfau 88 Jahre alt geworden. Freunde, Wegbegleiter und Förderer aus dem Münsterland trafen sich an diesem Tag, um ihr zu gedenken. Ein Rückblick von Martin Gertler, Mitglied des ehrenamtlichen Stiftungsrats.
Pfarrzentrum und Kirche der Gemeinde St. Josef in Münster-Kinderhaus waren der Ort dieser so ganz anderen Geburtstagsfeier.
Nicht ohne Grund kamen wir hier zusammen: Wann immer Dr. Ruth Pfau nach Deutschland kam, zog es sie nach Münster, um dort Menschen zu treffen, die sie seit langem begleiteten.
1985 erhielt sie im Friedenssaal zu Münster das Bundesverdienstkreuz mit Stern, 1987 pflanzte sie am Lepramuseum in Münster-Kinderhaus symbolisch eine Eiche, 1996 wurde dort die Ruth-Pfau-Stiftung gegründet.
Ihren Geburtstag nahmen viele ihrer Freunde, Wegbegleiter und Förderer aus dem Münsterland zum Anlass, gemeinsam ihrer am 10. August 2017 in Karachi verstorbenen Freundin zu gedenken.
Harald Meyer-Porzky, Vorstand der Ruth-Pfau-Stiftung, fasste bei seiner Begrüßung wichtige Stationen des Lebens von Ruth Pfau zusammen und berichtete auch noch einmal sehr persönlich und anhand von eigenen Bildern von der Beisetzung in Karachi.
Zur Eröffnung der Gespräche und zur Einstimmung diente uns das anschließende Nachruf-Video von DAHW und Ruth-Pfau-Stiftung.
Es waren zwei bewegende Stunden, als ich auf der Bühne des Pfarrzentrums mit Zeugen ihres Lebens sprechen durfte. Wir alle hatten immer wieder Tränen in den Augen – eine Mischung aus Trauer und aus Freude über sie, die uns letztlich zusammengeführt hatte: Sr. Dr. Ruth Pfau FCM.
Sabine Jodeleit konnte uns eine Menge Neues von früher berichten.
Sie besuchte damals in Leipzig zusammen mit Ruth Pfau die Volks- und die Oberschule.
Es war spannend, von dieser ihrer Freundin aus Kindheit und Jugend zu erfahren, wie sich von Jahr zu Jahr jene klare Persönlichkeit immer kraftvoller formte, die wir selbst später an Ruth Pfau entdeckten und schätzen lernten.
Mechtild und Silke Heuser, zwei Nichten von Ruth Pfau, sprachen über die zahlreichen Begegnungen mit ihr – und wie sie mit ihren typischen, zu Herzen gehenden Aussagen ihren jeweiligen Lebensweg geprägt hatte.
Auch ihren Orden hatte sie geprägt, sagte Sr. Antje Thielpage FCM.
Sie ließ die Anwesenden an manchen Themen teilhaben, die Ruth Pfau in ihrer internationalen Ordensgemeinschaft immer wieder eingebracht hatte.
Diakon Tobias Wiegelmann erzählte uns von seinen Erlebnissen mit Ruth Pfau – und ja, auch für seinen eigenen Lebensweg durch unterschiedliche kirchliche Ämter hatte sie eine große Bedeutung gehabt.
Die Künstlerin Rita Lausberg war ihr persönlich nie begegnet, sie kannte Ruth Pfau nur aus unseren Filmen. So beeindruckt war sie von ihr, dass sie Ruth Pfau in ihrem Triptychon in der Grabeskirche St. Josef in Aachen einen Platz am Abendmahlstisch einräumte, zusammen mit Dietrich Bonhoeffer, Frère Roger Schutz, Papst Johannes XXIII. und anderen prominenten Christen.
Eine letzte Gesprächsrunde mit Dieter Stockhausen, Harald Meyer-Porzky und Jürgen Belker-van den Heuvel war voller intensiver Erinnerungen und endete mit dem Bekenntnis, dass wir weiterhin die Arbeit des Teams von Ruth Pfau unterstützen werden.
Danach konnten wir nochmals Sr. Dr. Ruth Pfau selbst zuhören, die uns 1989 vor der Kamera bei unserer Reise durch Kohistan den Kern ihrer Motivation offengelegt hatte:
Bei der Verabschiedung war es mir wichtig, allen Anwesenden zu danken für diesen intensiven Austausch und darauf hinzuweisen, dass dieser Geburtstag für uns alle ein guter Anlass sein könnte, ihr in unserem eigenen Testament durch eine Zustiftung an die Ruth-Pfau-Stiftung einen Platz zu geben.
Mit einem intensiven Gedenkgottesdienst in der St. Josef-Kirche nahm der Freundeskreis auch im Gebet Abschied von Ruth Pfau.
In seiner Predigt erinnerte Hauptzelebrant P. Dr. Franziskus Berzdorf, Benediktiner und Stiftungsratsmitglied der Ruth-Pfau-Stiftung, durch seine Auslegung des Evangeliumtextes – Petrus geht über das Wasser – daran, wie sehr Ruth Pfau mit ihrem unerschöpflichen Gottvertrauen durch viele Gefahren gegangen sei und daraus neue Kräfte für ihr Lebenswerk gewonnen habe.
Weitere Konzelebranten waren P. Hans Ulrich Wilms von den Arnsteiner Patres und Br. Gotthard Veith von den Kapuzinern, unterstützt von Diakon Tobias Wiegelmann.
Im Gebet und in der Stille sowie in meditativen Momenten, die musikalisch und mit Zitaten von Ruth Pfau durch Dieter und Ursula Stockhausen begleitet wurden, fand der Gedenktag seinen würdigen Abschluss.
Ich bin mir sicher, dass wir diese Begegnungen und diesen gemeinsamen Tag nie vergessen werden. Ruth Pfau, das war zu spüren, lebt weiter in unseren Herzen.
Martin Gertler
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Dr. Ruth Pfau († 2017), Lepraärztin und Ordensfrau, kannte Pakistan wie kaum ein anderer Europäer.
Sie hatte dort seit mehr als fünfzig Jahren nach Kranken gesucht und erfolgreich Hilfe geleistet.
Dokumentationen berichten über ihr Leben und Wirken - unsere DVD-Angebote.
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