Neue Infektionen in Beluchistan entdeckt

20.03.2012

Claudia Villani berichtet von ihren Reisen.

Sie unter­stützt enga­giert die Arbeit von Frau Dr. Pfau und ist darum oft bei ihr in Pakistan.

Claudia Villani

Im Februar reiste sie erneut von Wien nach Karachi und von dort mit einem der Lepraassistenten-Teams gleich weiter nach Ormara, einem Küstengebiet in Beluchistan.

Frau Dr. Pfau hatte nämlich die Vermutung geäußert, dass es dort neue, nicht regis­trierte Leprapatienten geben könnte, und bat daher Frau Villani, sich in Ormara so schnell wie möglich genauer umzu­schauen.

Schon am Abend des ersten Tages stieß das Team auf einen Patienten: Abdul, einen erst 28-jährigen Fischer. Von oben bis unten war er von offener Lepra gekenn­zeichnet. Frau Villani fuhr nach einer ersten Untersuchung sogleich weiter zur Familie des jungen Mannes; um ihn selbst konnten sich die Lepraassistenten kümmern, um die weib­lichen Familienmitglieder hingegen nicht, denn Frauen dürfen nur von einer Frau unter­sucht werden. Erfreulicherweise gab es bei ihnen noch keine Anzeichen von Lepra, dafür aber beim jüngsten Bruder des Fischers, erst 16 Jahre alt. Das Team verlän­gerte daraufhin sogleich die Tour, um auch nach den anderen Fischern sehen zu können.

Lepra ist in Pakistan zwar unter Kontrolle. Aber es wäre ein folgen­schwerer Fehler zu glauben, dass es keine Ansteckungsgefahr mehr gibt. Immerhin – und dieses Wissen erleich­terte Frau Villani – reichen zwei Tage der medi­ka­men­tösen Behandlung aus, damit der Leprapatient nicht mehr anste­ckend ist. Allerdings war sie mit dem Team erst sechs Monate nach den ersten Anzeichen bei Abdul ange­kommen. Seine Familie zeigte sich erfreu­li­cher­weise in einer recht guten gesund­heit­lichen Verfassung, so dass zu hoffen ist, dass der Leprabazillus bei den anderen Familienmitgliedern keine Chance bekommen hat. Die Infektionsgefahr hat bekanntlich immer auch mit den Lebensumständen zu tun: Armut fördert Erkrankungen wie die Lepra.

Noch vor 50 Jahren hätte niemand in Pakistan geglaubt, dass Lepra heilbar ist, unter­streicht Frau Villani: „außer Dr. Pfau, die immer verrückt genug war, an das Unmögliche zu glauben. Wenn es Ihnen möglich ist, beten Sie für die Menschen in Pakistan, auf dass wir die Hoffnung nicht verlieren und bereit sind und bleiben, an das Unmögliche zu glauben!“

Ein großes Problem sei zudem die Situation der Frauen in Ormara, wie Frau Villani ergänzt. Jedes zweite Kind stirbt entweder bei oder bald nach der Geburt, wie ihr die Frauen berich­teten. In Saroona, einem Bergdorf in Beluchistan, hatte Frau Dr. Pfau vor einiger Zeit bereits Ähnliches gehört. Die hohe Kindersterblichkeit deute auf einen Mangel an medi­zi­ni­scher Versorgung insbe­sondere für die Frauen in Beluchistan, folgert Frau Villani, und dies könne damit zu tun haben, dass es in der Provinz viel zu wenige Ärztinnen gibt. Der Weg nach Karachi, wo Ärztinnen verfügbar sind, ist weit: rund sechs Stunden Fahrt pro Strecke. Eine solche Reise kann eine Frau in diesem Land keines­falls alleine auf sich nehmen.

 
 

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Dr. Ruth Pfau († 2017), Lepraärztin und Ordensfrau, kannte Pakistan wie kaum ein anderer Europäer.

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